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Mike Krüger trifft „Admiralfunker“ Seine Bundeswehrzeit hat der Komiker in Glücksburg, Mürwik und Jagel verbracht – mit seinen ehemaligen Kameraden verbindet ihn eine lange Freundschaft
Gunnar Dommasch
Wir wollen wieder einberufen werden!“ Mike Krüger, inzwischen 71 Jahre alt, steht lässig in Jeans und Sneakers mit fünf ehemaligen Kameraden vor dem Kasernentor in Glücksburg-Meierwik. An dem Ort, an dem alles begann: 15 Monate Wehrpflicht. Und man sieht: Der Kabarettist und Schauspieler hat seinen Humor nicht verloren. Mit der erneuten Einberufung wurde es nichts. Stattdessen hatten die ehemaligen Funker aber jede Menge Spaß und tauschten Erinnerungen aus – an die Zeit ihrer Grundausbildung in Meierwik, die Lehrgänge an der Marineschule Mürwik und schließlich („Da wollte sonst ja keiner hin“) beim Marinefliegergeschwader in Jagel. Mit acht Funkern war man dort ein wenig überbesetzt, „aber es gab ja auch andere Dinge, die man tun konnte“. Sie nannten und nennen sich „Admiralfunker“. Wer mit der militärischen Terminologie auf Kriegsfuß steht, dem sei gesagt: Dieser Begriff ist rein fiktiv. „Nur Gefreite zu sein, reichte uns nicht“, erklärt Alfred Kröll, Admiralfunkerpräsident auf Lebenszeit. So hat man sich kurzerhand selbst befördert.
Hochgewachsene Truppe um Mike Krüger
Keine Fiktion indes ist, dass die gesamte Truppe hochmusikalisch war. Eine echte Geschwader-Band. Gitarre, Akkordeon, Schlagzeug, Mundharmonika und mehrstimmiger Gesang kamen zum Einsatz, während die anderen „klar Schiff“ machten und fleißig feudelten. Die Offiziere sahen und hörten zu. „Ja, sie liebten unsere motivierenden Seemannslieder“, erzählt Mike Krüger. Die Tatsache, dass die musizierenden Soldaten eine feste Größe bildeten, sorgte dafür, dass ein Ausbilder sie bis zum Schluss gemeinsam gewähren ließ. Und eine Einheit sind sie bis heute. „Du bist aber groß geworden“, gehört inzwischen zur Standardbegrüßung. Die Ausdehnung geht inzwischen in alle Richtungen, nur nicht in die Höhe, stellen die Herren selbstkritisch fest – und erinnern sich daran, dass sie sich 1973 letztlich über die Körpergröße (etwa 1,90 Meter) kennengelernt hatten. Damals mussten sie sich beim ersten Appell der Länge nach aufstellen und wurden entsprechend in Zimmer aufgeteilt. Die Crew trifft sich nach all der Zeit immer noch regelmäßig – auch die Frauen sind dabei. Sie sind über ganz Deutschland verteilt, einer wurde Arzt, ein anderer Diplom-Chemiker oder Kunstlehrer. „Einen weiteren und mich verschlug es in die IT-Branche, mal bei einem Autohersteller, mal in eine Bank“, erzählt Alfred Kröll. „Ja, und der letzte aus unserer Reihe spielte einfach weiter Gitarre und ist bis heute aus der TV-Landschaft nicht wegzudenken: Mike Krüger.“
Zum Bund wollte keiner der Ex-Funker
Die Freunde stehen fast schon familiär zusammen. Sie sind gegenseitig Trauzeugen gewesen oder haben eine Patenschaft über eines der Kinder übernommen. Ihre Treffen finden immer zu Pfingsten statt. Am Sonnabend war im „Cafe K“ ein Tisch reserviert, inklusive Jubiläumstorte. Abends ging es in die Pizzeria San Marco, „wo wir auch schon vor 50 Jahren unseren Wehrsold gelassen haben“. Die Ex-Funker haben unter www.admiralfunker.de eine eigene, prall gefüllte Webseite erstellt. Da gestehen sie, dass eigentlich keiner von ihnen zum Bund wollte. „Aber irgendwann erwischt einen ein Einberufungsbescheid, und dann hat man auch schon bald eine Fahrkarte in der Hand – und ab geht der Zug.“ In ihrem Fall fuhr der Zug gen Norden und immer weiter geradeaus. „Ich wusste damals noch gar nicht“, schmunzelt Alfred Kröll, „dass es hinter Hamburg noch Land gab.“ So lernt man im Leben immer dazu.
Quelle: Flensburger Tageblatt vom 30.5.2023
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